" Utilisez votre pouvoir de citoyen : prenez la parole "
Porträt von Vincent Julé, Vizepräsident der APHPP
Entretien avec Vincent Julé, Präsident von Bien Vivre son Handicap (Courbevoie), Vizepräsident der Association Nationale pour la Prise en compte du Handicap dans les politiques Publiques et Privées (APHPP).
Ava - Bonjour Vincent Julé, qui êtes-vous?
J'ai 45 ans et je suis papa de 2 enfants. Après 20 ans de management commercial, j'ai changé de vie et me suis investi dans la cause du handicap à travers plusieurs associations.
Ich agiere für zwei Strukturen:
- Bien vivre son handicap, une association créée pendant le 1er confinement dont je suis le président.
- l'Association pour la Prise en compte du Handicap dans les Politiques Publiques et Privées (APHPP) dont je suis le vice-président.
Ava - Warum sollte man ein engagierter Akteur in der Behindertenpolitik sein?
En octobre 2006, j'ai perdu soudainement la vue d'un oeil. Quatre mois plus tard, je ne voyais plus rien. Vous vous demandez comment la cécité s'est concrétisée chez moi ? Ab diesem Zeitpunkt ist mein Blickfeld zu einer großen Fläche geworden, auf der nur noch starke Kontraste auftauchen. Im Jahr 2007 wurde ich offiziell als Aveugle anerkannt. In der Zeit, in der meine Behinderung festgestellt wurde, konnte ich auf meinem Posten als Küchenchef verbleiben. Ich war für das Management von 6 Mitarbeitern verantwortlich. All das, während ich nur mit einem Lesegerät arbeitete.
J'ai dû réapprendre à vivre. Davor war ich ein Pariser Bürger, der "klassisch" genannt wurde. J'avais fait une école de commerce en province à la suite de laquelle j'avais commencé comme vendeur en 2000 chez Sagem. Damals verkaufte ich Faxgeräte und Fotokopierer. J'étais très bien payé. La vie me souriait ! J'ai même pu évoluer comme vendeur grands comptes puis comme manager. C'est brutalement, du jour au lendemain, que tout s'est effondré. Plus rien ne semblait possible : je ne pouvais plus lire mon écran, ni conduire, ni me déplacer sans aide...
" J'ai dû complètement me réinventer."
J'ai dû réinventer mon management, réinventer ma manière de faire avec les autres. J'ai dû composer avec les gens et leur faire confiance. J'ai dû m'accrocher. Damals dachte ich, dass ich keine andere Wahl hätte, als weiter auf dem gleichen Posten zu arbeiten, auch wenn er teuer ist.
Danach habe ich zwei weitere Stellen als kaufmännische Leiterin besetzt. Je me suis confronté à un marché du travail qui s'est avéré encore plus difficile en raison de ma cécité. J'ai essayé de continuer à travailler. Ce chemin-là était important pour moi : je voulais faire un pas après l'autre.
Ava - Was war der Grund dafür, dass Sie in die Sensibilisierung für Behinderungen investiert haben?
Im Jahr 2019 investierte ich lokal in eine städtische Lagerhalle in Courbevoie, der Stadt, in der ich wohne, um eine Behinderung zu überwinden. Puis, le covid est passé par là ! Je tournais en rond à la maison comme un lion en cage et ne savais pas quoi faire. Deshalb habe ich mich entschlossen, die Facebook-Gruppe "Bien vivre son handicap à Courbevoie" zu gründen.
Nach einer Weile haben die Menschen begonnen, sich untereinander auszutauschen, und zwar über zwischengeschaltete Bildschirme. Le groupe a progressivement pris vie. Ce qui est formidable avec cette structure, c'est qu'on a crée du présentiel grâce au digital là où généralement on crée du digital grâce au présentiel ! Die Gruppe hat es einer großen Anzahl von Personen ermöglicht, sich zu finden und sich wiederzufinden.
Avec des membres de Bien Vivre son Handicap, forum des associations à Courbevoie, septembre 2021
Ava - Können Sie das Leitbild der APHPP präsentieren? Gibt es Beispiele für konkrete Maßnahmen?
L'APHPP vereint verschiedene Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um das Thema Behinderung in alle Bereiche der Gesellschaft zu tragen. Die zentrale Aufgabe der Vereinigung besteht darin, über Behinderung zu sprechen.
Dies gilt vor allem für die Politik, denn das Thema Behinderung wird angesichts der Zahl der als behindert anerkannten Personen nicht ausreichend behandelt.
" 12 Millionen Menschen mit Behinderungen
en France soit 1 personne sur 6. "
Allerdings wird dieses Thema nicht als prioritäres Thema betrachtet. Die Philosophie der APHPP ist es, dafür zu sorgen, dass dieses Thema Vorrang erhält. L'APHPP se mobilise pour faire reconnaître que la personne en situation de handicap est un citoyen à part entière avec une véritable capacité d'interagir.
Ob in den Medien, in der Kultur oder in der Politik, die derzeitige Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen ist enorm. Das gilt es zu ändern. Die APHPP investiert in den Bereich der Bürgerbeteiligung, um ein Maximum an Menschen zu ermutigen, sich in den Medien, der Kultur und der Politik zu engagieren.
Haben Sie gewusst, dass es in der Nationalversammlung nur 3 Abgeordnete gibt, die eine anerkannte Behinderung haben? Und noch mehr! Vor dem neuen Mandat gab es nur einen einzigen Abgeordneten, der als behindert anerkannt wurde.
Diskussionsrunde über Behinderung an der Katholischen Universität Angers (UCO)
Heute sind die Behinderungen vielfältig: Es gibt Strukturen, die sich auf motorische, auditive oder psychische Behinderungen spezialisiert haben. Wenn man die politische Ebene ansprechen will, muss man sich zusammenschließen und als eine Gruppe auftreten, die trotz der Vielfalt der Behinderungen wie ein Ganzes funktioniert.
" Avançons unis et représentons tous les handicaps. "
Ava - Was sind die großen Herausforderungen des APHPP? Wie stellen Sie sich ihre Zukunft vor?
1. Plus d'élus en situation de handicap dans la sphère politique
Unser Hauptanliegen bei der APHPP ist, kurz gesagt, die Bürgerbeteiligung. Es ist wichtig, dass eine Person, die eine Behinderung hat, als Bürgerin oder Bürger agiert und ihre Rechte wahrnimmt. Unser Ziel ist es, dass es mehr Menschen mit Behinderungen in den verschiedenen Gemeinden, Regionen oder Ländern gibt. In Frankreich sind die Unternehmen verpflichtet, 6 % der behinderten Menschen zu beschäftigen, warum ist das nicht auch in der Politik der Fall?
Jeder soll mit einer angemessenen Entschädigung für seine Behinderung in den Urlaub fahren können. Chaque élu devrait pouvoir bénéficier d'une compensation non plafonnée de son handicap.
So wird beispielsweise das Pflaster zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels unter bestimmten Bedingungen von der Sozialversicherung erstattet. Sie müssen einen Typ-1-Diabetiker (Insulinabhängiger) haben, um von der Kontrolle des Blutzuckerspiegels profitieren zu können und diesen selbstständig zu kontrollieren. Wenn Sie dagegen eine Diabetes Typ 2 haben (weniger stark ausgeprägt und mit geringerem Bedarf an Blutzuckerkontrolle), haben Sie kein Recht auf die Wiederverwendung des Pflasters, selbst wenn Sie einen hohen Blutzuckerspiegel erreicht haben. Für eine eigenständige Kontrolle müssen Sie 120 € / Monat bezahlen.
De même il y a une différence entre le taux de TVA appliqué à une rampe d'accès selon que le fauteuil soit fixe ou roulant.
Beispiel für ein angeschlossenes Patch zur Messung des Blutzuckerspiegels © CapGEris
Es handelt sich um konkrete Handlungen, mit denen man den Bogen überspannen kann. Sie befinden sich in einer "langen Zeit": wir haben die gleichen Zwänge wie alle anderen. Manchmal dauert es lange, bis wir diese Ergebnisse erreichen, denn es ist eine Arbeit von langer Dauer!
2. Sichtbare Aktionen, um den Geist zu stärken und zum Handeln aufzufordern
Wir arbeiten auch an Sichtbarkeitsmaßnahmen. So findet beispielsweise am 12. Mai 2023 im Conseil Régional des Hauts-de-France ein Salon mit dem Titel "La grande expérience" statt. Im Rahmen dieser neuen Veranstaltung können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer intensive Erfahrungen machen und die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Behinderungen entdecken: Mises en Situations, Atelier für Podcast-Initiierung, Sensorik, Atelier für digitale Zugänglichkeit... Die Veranstaltung wird durch Vorträge während der gesamten Dauer des Tages bereichert und ist ein Ort des Austauschs und ein Labor für neue Ideen.
Ein zweites wichtiges Projekt betrifft die Paralympischen Spiele 2024. Wir wünschen uns, dass das olympische Feuer zwischen den Olympischen Spielen und den Paralympischen Spielen 2024 weiter brennt. Diese Maßnahmen werden auf der Grundlage von Konstatierungen ausgearbeitet, die von den Akteuren vor Ort und aus der Welt der Vereine stammen.
Porträt von Vincent Julé vor dem Rathaus von Courbevoie
Ava - Sie sind auch Präsidentin von Bien vivre son handicap à Courbevoie. Pouvez-vous nous en dire plus?
Aujourd'hui, notre présence digital est très forte : plus de 2000 personnes nous suivent à Courbevoie. Was unterscheidet uns von anderen? Wir sind ein lokaler Verein, der alle Arten von Behinderungen zusammenfasst. Notre but : Eine Verbindung zu schaffen und die Behinderung lokal sichtbar zu machen. Es geht darum, die Gleichberechtigung zu verbessern.
Von einem lokalen Standpunkt aus gesehen, sind wir in der Lage, die Platzprobleme zu begrenzen. Wir organisieren Veranstaltungen, die alle einbeziehen: z. B. Café-Soireen und Afterworks. Wir sensibilisieren auch die Schulen und bieten den Personen, die dies wünschen, eine administrative Betreuung an. Die Idee ist, dass jeder in einer dichten Stadt Kontakte knüpfen und sich austauschen kann.
Soirée du 1er Avril 2023 de l'association Bien Vivre Son Handicap
Ava - Notre solution Ava setzt sich stark für die Beschäftigung und Eingliederung von benachteiligten oder behinderten Menschen in Unternehmen ein. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Maßnahmen in Frankreich, um die Vielfalt und die Eingliederung aller Arbeitnehmer zu fördern?
Im Grunde genommen spricht man viel mehr von Handicap als früher. In sozialen Netzwerken wie Linkedin ist eine Person wie Benjamin Louis ein Aushängeschild, das man nicht vergessen darf. De plus, un enfant autiste peut, aujourd'hui, aller en classe dans l'école de la République. Il y a 20 ans, ça n'aurait pas été possible. (lire notre entretien avec Gilles Barbier, fondateur de Handicap.fr)
Damit wird das Soziale zu einem wichtigen Punkt in der sozialen Verantwortung. Zuvor war das "S" in der Sozial- und Umweltverantwortung oft vernachlässigt worden. Oder der Mensch beginnt, ein wichtiger Faktor in den Unternehmen zu sein. Weshalb? Weil infolge des Greenwashing-Phänomens das "Waschen" nicht mehr weitergeht. Man muss sich um den Menschen kümmern, und das findet sich in der RSE-Politik wieder. Dieser Zustand ist ein Grund zur Freude.
Schließlich ist die Zahl der Menschen mit Behinderungen gesunken. In den letzten Monaten des Jahres 2023 ist die Zahl der Behinderten von 18 auf 14 % gesunken.
Ava - In Frankreich sind wir bestrebt, den Zielen der Regierung hinsichtlich der Eingliederung aller in die Gesellschaft gerecht zu werden. Was denken Sie darüber?
En deux mots, je dirais aux personnes en situation de handicap : prenez la parole, investissez-vous, montrez votre valeur ajoutée. En effet, une personne en situation de handicap a beaucoup à apporter, car elle a développé d'autres forces et capacités. Da auf politischer Ebene keine gegenteiligen Maßnahmen ergriffen werden, hat man keine andere Wahl: Man muss weiterhin sensibilisieren und zeigen, dass Menschen mit Behinderungen in diesem Kapitel eine Stimme haben müssen. (lire notre entretien avec Jean Figarol de Goods To Know à ce sujet)
Acceptons-nous tels qu'on est avec nos faiblesses, nos difficultés et nos forces. Si l'on arrive à revendiquer nos forces et à expliquer à l'autre notre fonctionnement, on pourra mieux communiquer entre nous.
Ava - Ein Motiv für das Ende?
" Es ist notwendig, die Realität der Behinderungen zu akzeptieren und
mit dem, was ist, zurechtzukommen. Pour aller vers l'essentiel : l'action. "
Ein Handicap kann ein positiver Faktor für die gesamte Gesellschaft sein. Es geht einfach darum, der Realität ins Auge zu sehen. Quand une personne est aveugle, on ne lui demande pas de regarder. On ne lui dit pas : "mais regarde, fais un effort" ! C'est un fait. De même, on ne va pas demander à un sourd profond de faire des efforts pour mieux entendre. Ce serait absurde. Ab dem Zeitpunkt, an dem man aufhört, monumentale Anstrengungen zu unternehmen, um den Tatsachen zu widersprechen, kann man sich darauf konzentrieren, formidable Dinge zu tun!
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